Im Portrait: Brandon Blake
Im Portrait : Brandon Blake
Vorschullehrer, Leiter der Support-Gruppe für Hirnverletzungen, Schreibkünstler, Musiker, Freiwilliger Helfer für Hunde in Not und Mitarbeiter bei der Theo Chocolate Factory / USA
Jeder Tag beginnt bei uns mit der „Katzenfütterung“. Würde das nicht so sein, ließen die Tiere mich nichts erledigen, bevor sie nicht ihr Futter erhalten haben. Anschließend bereite ich das Frühstück für meine Frau und mich. Wir verwenden immer frische Zutaten vom Markt. An Unterrichtstagen packe ich dann meine Unterlagen und selbstverständlich die Sansula für die Vorschule ein. Ich verbringe acht Stunden in der Schule und beschäftige mich schwerpunktartig mit der sozial-emotionalen Entwicklung dieser beeindruckenden jungen Seelen. Nach solch einem Arbeitstag bin ich wahrlich erschöpft, gehe heim und ruhe mich aus, um danach Sansula oder Bass zu spielen. Gemeinsam essen meine Frau Sabrina und ich dann zu Abend, meistens mit einer Katze auf dem Schoß. An unterrichtsfreien Tagen strukturiere ich meinen Tagesablauf etwas freier. Dann mache ich Musik, übe mich in Kalligraphie, kümmere mich um vernachlässigte Greyhounds, spreche mit meinen Eltern oder arbeite weiter an meinem Gesundheitsstatus. Abends haben wir oft Freunde zu Besuch, sind bei Sportveranstaltungen anzutreffen oder ich spiele Konzerte. Ganz egal, was am Tag geschah, ich versuche jeden Abend auf der Sansula zu spielen um meinen Kopf zu klären. Das nimmt mir ungemein den Druck des Alltags und die Sansula bietet sich dazu als hervorragendes Werkzeug an.
In der Vorschule fokussiere ich mich in erster Linie darauf, die Kinder in ihrer Verhaltensentwicklung zu unterstützen. Dabei arbeiten wir jene Verhaltensweisen positiv heraus, die wir unserer heutigen Welt brauchen: Freundlichkeit, Mitgefühl, Empathie, Respekt, Liebe, Humor oder die Fähigkeit Konflikte mit Worten zu lösen ohne verletzend zu werden. Ich bin der erste Lehrer für diese Kinder und es liegt an mir und meinem Team, ob sie Spaß am Lernen entwickeln. Ich wünsche mir für jedes Kind, dass es einen guten Start in diese lebenslange Reise des Lernens erfährt. Ich möchte zu Veränderungen beitragen und vorsorgen, dass unsere nächste Generation nicht mehr xenophob, rassistisch, aggressiv oder engstirnig ist. Ich möchte, dass die Kinder sich gegenseitig als Freunde wahrnehmen, ihre Persönlichkeiten und Unterschiede wertschätzen und sich respektieren. Auch wenn wir unterschiedlich sind, so sind wir uns doch ähnlich, wenn wir liebevoll miteinander umgehen. Ich unterrichte also sozusagen Freundlichkeit und die Fähigkeit sich gegenseitig schätzen zu lernen.
Ich wollte eine analoge Abgrenzung von meinem Smartphone und der digitalen Welt darin. Ich wollte unabhängig von Bildschirmen sein, etwas in die Hand nehmen, meine Daumen benutzen und Musik machen – und mich nicht im Minutentakt durch das digitale Leben scrollen. Ich brauchte eine Abgrenzung um mich „aufmerksam der Gedankenlosigkeit“ zu widmen und so stellte die Kalimba das perfekte Instrument für mich dar. Am 20. April 2015 stolperten meine Frau Sabrina und ich in einen Musikladen namens „Dusty Strings“ in Seattle. Ich probierte ein paar Kalimbas aus, aber Sabrina war von keiner wirklich begeistert. Dann sah ich eine, die in eine kleine gerahmte Trommel integriert war. Was war das? Als ich die HOKEMA Sansula nahm und zu spielen begann, drehte Sabrina sich um und sagte: „Die MUSST du nehmen. Die klingt fabelhaft. Das ist es, was wir suchen!“ Dies war der Beginn einer wunderbaren Reise, auf die mich die Sansula quasi mitgenommen hat – und die Reise hat gerade erst begonnen!
Wie setzt du die Sansula ein und welche Möglichkeiten entstehen durch ihren Einsatz? Ich nutze die Sansula an ein paar wenigen „Schlüsselorten“ meines Lebens. Als pädagogisches Instrument nutze ich sie in der Vorschule – auch um den Schülern eine ruhige Grundstimmung für die Mittagsruhe zu gewähren. Und sie schlafen dabei jedes Mal ein. In der Musikstunde dürfen die Kinder dann selbst spielen. Das erfolgreiche Gestalten schöner Tonfolgen motiviert sie zum Musizieren und sie mehr und mehr Sicherheit im Spiel. Darüber hinaus verwende ich die Sansula, wenn ich in einem Seniorenheim für die Bewohner spiele. Das stellt für mich einen liebevollen Brückenschlag zwischen den Generationen dar und wir teilen sehr schöne musikalische Momente. Aber auch als heilende Maßnahme setze ich die Sansula ein. Nämlich dann, wenn ich in der „Brain Injury Community“ spiele. Ich habe bereits vielen Menschen gezeigt, dass das Instrument durch aufmerksames Spiel eine Art heilende Wirkung haben kann. Zudem ist es relativ einfach, die Sansula spielen zu lernen – somit können auch jene Menschen Lernerfolge mit dem Instrument spüren, die neurologisch und motorisch beeinträchtigt sind. Für mich selbst nutze ich sie übrigens ebenfalls wie ein „Heilmittel“. Sie hilft mir einfach beim Genesen, hat eine meditative Wirkung und ist ein Werkzeug um meine „achtsamen unachtsamen Momente“ zu gestalten. Aber abgesehen davon, kann man mit ihr einfach tolle Musik machen. Ich performe regelmäßig in Seattles Musikszene und nutze dabei sowohl solo als auch in Projekten mit anderen Musikern aus aller Welt die Sansula. Dabei habe ich neue Percussion- und Anschlagmethoden entwickelt und nutze kleine Magnete um noch mehr Effekte zu ermöglichen. Setzt man die kleinen Magnete nämlich auf die Metallzungen, so lassen sich Noten verändern und man kann ohne großen Werkzeugaufwand das Instrument je nach Song umstimmen.
Absolut. Darüber brauche ich gar nicht lange nachzudenken, denn das ist selbsterklärend für jeden, der die Sansula hört. Ich habe sie mit nach Tennessee genommen und in Victor Wootens weltbekanntem Bass- Natur-Camp Wooten Woots vorgestellt. Dabei zeigte ich meine diversen Spieltechniken inklusive der Idee mit den Magneten. Die Leute waren begeistert – sowohl vom Sound als auch von der Spielweise. Victor Wooten und seine Brüder (allesamt weltbekannte Musikvirtuosen und darüber hinaus noch absolut tolle Menschen) sagten, dass sie niemals zuvor einen Menschen so hätten spielen sehen, wie ich es tat. Die Art und Weise, wie ich die Sansula einsetze, nannten sie bahnbrechend. Für eine Konzertreihe kam Victor später nach Seattle und lud mich ein, mit ihm und dem Drummer J.D. Blair auf der Bühne zu stehen. Ich war voller Demut und überwältigt, mit meinem Jungend-Idol auf einer der angesagtesten Jazz-Bühnen Seattle´s stehen zu dürfen. Drei Abende performte ich mit ihnen und genoss das Spielen. Es war perfekt – und dass, obgleich ich erst neun Monate zuvor mit dem Sansula-Spielen begonnen hatte. Die Leute wollten tatsächlich nach der Schow Autogramme und Fotos von mir, das war unglaublich. Aber es wäre mir auch niemals passiert, wenn die HOKEMA Sansula nicht einfach ein Weltklasse-Instrument wäre. Das kann man einfach nicht anders sagen!
Die Sansula Renaissance wegen ihrer beständigen Trommel und des robusten Klangbilds. Dies erlaubt mir die percussiven Techniken anzuwenden, die ich während des Spiels miteinbaue. Darüber hinaus ist sie aber auch robust genug um von sehr jungen Kindern gespielt zu werden, ohne dass man sich ständig um Schäden sorgen müsste. Außerdem ist sie das einzige meiner Instrumente, welches meine 100jährige Großmutter spielen kann.
Brandon Blake versteht sich als Musiker seit er im Alter von fünf Jahren auf seinen Schenkel zu trommeln begann. Mit dreizehn fing er an Bassgitarre zu spielen. Nur wenig später lernte er an der Florida State University seine zukünftige Ehefrau Sabrina kennen, mit der er in einem Balinesischen Gamelan Orchester spielte. Auf die Sansula traf Brandon allerdings erst, nachdem ein alles verändernder Unfall passierte… Es war der 25. Juli 2013, als sein Leben sich grundlegend ändern sollte – und ihm fast genommen worden wäre, als er von seiner Lehrtätigkeit in einer Vorschule von Seattle wie gewöhnlich mit dem Rad nach Hause fuhr. Ein Auto raste auf ihn zu und erwischte ihn frontal. Lebensbedrohliche Kopfverletzungen waren die schreckliche Folge und Brandon wurde unmittelbar ins künstliche Koma versetzt. Als er am nächsten Tag erwachte und man ihm erklärte, was passiert war, begann fortan ein beschwerlicher Weg der Genesung, die in weiter Ferne zu liegen schien. Gebrochene Rippen, ein nahezu komplett zertrümmertes Gesicht und zu allem Übel eine heftige traumatische Hirnverletzung bedurften einer extremen Behandlung. Brandon musste sich einer kompletten Gesichtsrekonstruktion unterziehen und trägt bis heute 7 Titanplatten unter der Gesichtshaut. Nach vollzogenen Operationen durfte er nach Hause zurückkehren, um sich fortan damit auseinanderzusetzen, wie das Leben mit einer Hirnverletzung weiterzuleben sei. Spezialisten, Neurologen und rekonstruktive Chirurgen begleiteten von nun an seinen Alltag. Über 150 Arzttermine und viele Monate später hatte Brandon einen harten Heilungsweg, bestehen aus Neurobehandlungen, rekonstruktiven Maßnahmen und Gesprächen bezüglich seiner traumatischen Hirnverletzung hinter sich gebracht. Seine Arbeit als Vorschullehrer konnte er zu diesem Zeitpunkt nicht weiter ausführen – die Gesundung und Heilung waren zu einer Vollzeitbeschäftigung geworden. Schnell wurde er zum aktiven Mitglied in der lokalen Community für Hirnverletzungen in Seattle und half durch seine positive Lebenseinstellung jenen, die einen ähnlichen Leidensweg durchmachten. Nach zwei Jahren kehrte Brandon allerdings in den Klassenraum zurück. Seine Leidenschaft, anderen zu helfen, hatte er nicht verloren. Neben seiner Lehrtätigkeit arbeitete er fortan in der „Brain Injury Community“ und leitet dort eine Gruppe junger Patienten mit Hirnverletzungen. „Diejenigen, die als erstes nach meinem Unfall mit mir konfrontiert wurden, sagten mir immer wieder, dass ihnen unklar sei, wie ich mit derartigen Kopfverletzungen überhaupt überleben konnte. Wenn ich also nicht mehr hier sein sollte und es dennoch bin, dann nenne ich dies „Bonus-Lebenszeit“. Jeder Tag, seit diesem Schicksalsschlag ist für mich ein Zusatzgewinn. Die Zeit mit meinen Schülern, mit meiner Frau, mit Freunden, meinen Katzen… und meiner Sansula! All´ das ist Bonuszeit und ich nehme sie bei Weitem nicht für selbstverständlich. Ich bin unendlich froh hier zu sein und meine Geschichte mit euch zu teilen.“
Interview: Annalena Horl